H2-Region Emsland exklusiv (Nr. 9)

H2-Region Emsland Exklusiv (Nr. 9)

Interview mit Prof. Dr. Tim Wawer / Hochschule Osnabrück

Unter dieser Rubrik erwarten Sie exklusive Einblicke hinter die Kulissen der H2-Region Emsland in Form von Interviews zu den Projekten der Region, kurzen Talks zu Fachthemen und auch der Vorstellung einzelner Personen und Akteure der regionalen Wasserstofflandschaft. 

Diesmal sprechen wir mit Prof Dr. Tim Wawer, Lehrender im Studiengang Energiewirtschaft an der Hochschule Osnabrück. 

Tim, du bist ja nun schon einige Jahre als Lehrender im Studiengang Energiewirtschaft an der Hochschule Osnabrück tätig. Welche Trends kannst du momentan in deinem Fachbereich ausmachen?

Ich glaube die Trends sind tatsächlich die 3Ds, die immer wieder genannt werden. Das ist die Dekarbonisierung, die Digitalisierung und die Dezentralisierung. Gerade bei der Dekarbonisierung hat in den letzten Jahren auch nochmal ein Wandel stattgefunden, dass das wirklich als ernsthaftes, zentrales Thema nochmal stärker ins Bewusstsein gekommen ist. In der Digitalisierung sehen wir grade vielfältige neue Möglichkeiten - auch für die Unterstützung dieses Transformationsprozesses. Und die Dezentralisierung ist ja auch technologiebedingt, also durch die Erzeugung und die Beteiligung der Bürger in der Energiewende. Das sind glaube ich schon so die zentralen neuen Entwicklungsschritte, die sich derzeit abzeichnen.

Prof. Dr. Tim Wawer / Hochschule Osnabrück
Welche Rolle spielt Wasserstoff in der Lehre? Wie hat sich die Relevanz und die Thematik bzgl. Wasserstoff in den letzten Jahren und Monaten verändert?

Die Bedeutung von grünem Wasserstoff als klimaneutralem Energieträger hat in den letzten Jahren natürlich ganz stark zugenommen. Ursache dafür ist die Notwendigkeit, in anderen Sektoren als im Stromsektor die Dekarbonisierung voranzutreiben. Wir sehen da auch bei den Studierenden ein großes Interesse an dem Thema und haben an der Stelle ja auch Unterstützung aus der H2-Region Emsland in Form eines Seminars vom Lehrbeauftragten Tim Husmann.

Welche Forschungsprojekte stehen bei euch derzeit an? Was ist für die Zukunft geplant?

Was bei uns grade wirklich ein großes Thema ist, ist die Nutzung von öffentlich verfügbaren Daten und open-source Software zur Modellierung und Optimierung von Energiesystemen. Da ist in den letzten Jahren viel passiert. Es stehen neue Daten zur Verfügung, die noch nicht alle komplett genutzt werden. Über Geo-Daten sind außerdem sehr spezifische, regionale Auswertungen ermöglichen, und gleichzeitig halt auch die Auswertungsoptimierungssoftware, die da hinter steht, immer besser wird und immer einfacher zu bedienen wird. Da wollen wir einen Beitrag leisten, die Energiewende lokal besser verständlich zu machen und auch da Lösungen zu finden, die auf einzelne Regionen zugeschnitten sind.

Du bist in unser HyExperts-Projekt als wissenschaftliche Begleitung involviert. Gerade jetzt gegen Ende des Projektes arbeiten wir sehr eng zusammen an der Finalisierung des Konzeptes. Wie empfindest du generell die Theorie-Praxis Reflexion im Bereich Wasserstoff?

: ich glaube, dass das schon eine gegenseitige Befruchtung ist, dass wir aus wissenschaftlicher Sicht da immer nochmal draufsehen und sagen: Hey, hat das alles Hand und Fuß? Werden da wissenschaftliche Standards eingehalten? Und auch dass wir gucken und sagen: ok, hier fehlt eigentlich ein Argument, hier wird das hergeleitet. Und andererseits profitieren wir natürlich davon, dass da sehr konkrete Fragestellungen beantwortet werden. Es müssen für alle Einflussfaktoren konkrete Werte benutzt werden, wo wir in der Lehre ja dann häufig eher mal auf Beispielwerte zurückgreifen, geht es dann hier natürlich darum, wirklich exakt für einen ganz bestimmten Anwendungsfall auf den Cent genau den Wert zu ermitteln. Und so eine gut Fallstudie, wo halt sehr praxisnahe Beispiele zugrunde gelegt sind, hilft uns natürlich auch weiter, um die Praxis wieder zurück in die Ausbildung zu spielen.

Und was nimmst du aus der Arbeit am Konzept für deine Lehre mit?

Die praxisorientierten Fallstudien! Erfahrungen aus der Praxis sind für die Lehre äußerst relevant. Zum Beispiel könnte mal schnell denken, eine Wasserstofftankstelle aufzubauen ist eine einfache Sache. Aber wenn man dann mal wirklich konkret versucht zu bewerten wie gut oder wie wirtschaftlich eine Tankstelle an einem bestimmten Standort betrieben werden kann oder was der Zapfsäulenpreis für Wasserstoff in der Zukunft ist… Oder wenn man versucht die total cost of ownership von Wasserstofffahrzeugen im Vergleich zu Dieselfahrzeugen gegenüberzustellen, dann gibt es da ganz schön viele Details, die einem jetzt auf den ersten Blick nicht in den Sinn kommen, die dann erst in einer ganz konkreten Fragestellung hoch kommen und dann auch beantwortet werden müssen.