Weltweit größte Direktreduktionsanlage in Betrieb genommen

Im emsländischen Lingen kann zukünftig bis zu 1 t grüner Stahl produziert werden

Lingen, 11.08.2023.
Bilder: © H2-Region Emsland / Melanie Bueld / Tim Husmann

Bei der Eröffnung: Erster Kreisrat des Emslands @Martin Gerenkamp, Dr. Stephan Köhne von HyIron, der niedersächsische Umwelt- und Energieminister Christian Meyer, der Oberbürgermeister der Stadt Lingen Dieter Krone, Martin Andjaba als Vertreter des Projektpartners Namibia und Dr. Jörg Walter, Direktor des Wasserstoff-Hubs der RWE Generation SE.

Lingen, 11.08.2023

  • Weltweit größte wasserstoffbetriebene Direktreduktionsanlage (DRI) für grünes Eisen in Lingen eröffnet
  • Die DRI des Betreibers HyIron reduziert Eisenerz mithilfe von grünem Wasserstoff klimaneutral  
  • Das Niedersächsische Umweltministerium fördert die Errichtung der Anlage mit drei Millionen Euro

Der CO2GRAB / HyIron ist mit Unterstützung des Landes Niedersachsen jetzt ein riesiger Schritt gelungen, um der Herausforderung der Dekarbonisierung der Stahlindustrie zu begegnen. Mit Inbetriebnahme der weltweit größten Direktreduktionsanlage auf dem Gelände des RWE Gaskraftwerks Emsland kann Eisenerz allein mithilfe von grünem Wasserstoff, und damit vollständig klimaneutral, reduziert werden. Das Niedersächsische Umweltministerium fördert die Errichtung der Anlage mit drei Millionen Euro.
Neben der HyIron am Vorhaben beteiligt: Die Unternehmen RWE und Benteler Steel/Tube. Mit diesem Projekt testen die Projektpartner ab 2024 auch den Einsatz des sogenannten grünen Eisenschwamms in der Stahlproduktion. Dieser wird anschließend mit Stahlschrott eingeschmolzen und weiter zu Stahl verarbeitet. Benteler Steel/Tube will den in Lingen erzeugten Stahl verwenden, um daraus CO2-arme Rohre zu produzieren. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollen im ersten Schritt über eine Tonne grünes Eisen/Stunde mit Hilfe von grünem Wasserstoff produziert werden. „Ein Leuchtturm Projekt mit der weltweit größten Wasserstoff-Direktreduktionsanlage zur Herstellung von grünem Eisen geht nun am Standort Lingen an den Start“, erklärten die Partner in einer gemeinsamen Stellungnahme.

„Die Inbetriebnahme der Pilotproduktion am Standort Lingen ist für uns ein wesentlicher Meilenstein, um das Produkt „grünes Eisen“ zur Marktreife zu führen und die deutsche Technologie weltweit zu etablieren. In Namibia bauen wir mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) derzeit eine Produktion im industriellen Maßstab auf. Langfristig können wir dort bis zu zwei Millionen Tonnen Eisen für die deutsche Stahlindustrie produzieren. Hier in Lingen setzen wir schon jetzt Eisenerz aus Namibia ein, um den Prozess und das Produkt zu optimieren.“​

Dr. Stephan Köhne, geschäftsführender Gesellschafter der HyIron

Infobox: grün statt grau - der chemische Prozess der Direktreduktion

© CO2Grab / HyIron

Ermöglicht wird dieser innovative Prozess durch die Entwicklung eines eigenen gasdichten Drehrohrofens. Hier reagiert Wasserstoff vollständig mit dem Sauerstoff im Eisenerz und wandelt es in elementares Eisen (Direct reduced iron (DRI)) um. Anstatt Kohlenstoffdioxid entsteht dank dieser Technologie lediglich Wasserdampf, der wieder zur Wasserstoffherstellung genutzt werden kann. Dieser Kreislauf stellt einen weiteren entscheidenden Vorteil auf dem Weg zur nachhaltigen Produktion von Eisen dar..

Die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ist eine der größten Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel. Allein in Deutschland werden jährlich rund 55 Millionen Tonnen CO2 bei der Stahlherstellung emittiert. Das entspricht sechs Prozent der deutschen Gesamtemissionen.

Die Inbetriebnahme dieser Direktreduktionsanlage ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Der Einsatz von grünem Wasserstoff in der Stahlproduktion zeigt, dass technologische Innovationen einen entscheidenden Beitrag zum Schutz unserer Umwelt leisten können. Die erfolgreiche Umsetzung dieses Projekts unterstreicht außerdem die Attraktivität Niedersachsens als Standort für die Zukunftstechnologie Wasserstoff und untermauert Niedersachsens Weg grünes Wasserstoffland Nr.1 in Deutschland zu werden.

Christian Meyer, Nds. Minister für Umwelt und Energie

Die Technologie der HyIron ermöglicht die Nutzung der weltweiten Potentiale zur klimaneutralen Eisenherstellung. Mechanismen wie Klimaschutzverträge erlauben es zudem, die Produktion dieser wichtigen Rohstoffe auch in Deutschland nachhaltig zu etablieren.
Die Standortentscheidung für Lingen ist aufgrund der hohen Dichte an Wasserstoffvorhaben in der H2-Region Emsland allgemein und speziell am RWE Gaskraftwerksstandort Emsland getroffen worden. Der grüne Wasserstoff für HyIron wird zukünftig in der 14-Megawatt-Pilot-Elektrolyse von RWE erzeugt, die voraussichtlich Ende 2023 direkt neben der Direktreduktionsanlage ihren Betrieb aufnehmen wird. Das
Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz fördert den Bau der Pilotelektrolyse mit acht Millionen Euro.

Blick in die Werkshalle mit der Direktreduktionsanlage – © CO2Grab / HyIron

Mit der Direktreduktionsanlage für grünes Eisen zeigen sich wieder mal die Potenziale für Innovationen im Emsland. Mit den hervorragenden Voraussetzungen aus aktiven Unternehmen, einem starken Netzwerk, der Unterstützung aus der regionalen Politik als auch passender Infrastruktur sind wir nicht umsonst ein wichtiger Standort der Wasserstoffwirtschaft.

Marc-André Burgdorf, Landrat des Landkreises Emsland

Lingen ist schon heute einer der wichtigsten Energiestandorte und Vorreiter für grünen Wasserstoff in Deutschland. Mit der neuen Wasserstoff-Direktreduktionsanlage zur Herstellung von grünem Eisen setzen wir in Lingen weltweit Maßstäbe für eine klimaneutrale Stahlproduktion – ein Meilenstein zur Dekarbonisierung dieses bedeutsamen Industriezweigs.

Dieter Krone, Oberbürgermeister der Stadt Lingen​

Infobox: GEiSt - grünes Eisen für die Stahlindustrie

© CO2Grab / HyIron

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