H2-Region Emsland Exklusiv (Nr.8)

Interview mit Margarete & Christoph Pieper / CEC Haren

Unter dieser Rubrik erwarten Sie exklusive Einblicke hinter die Kulissen der H2-Region Emsland in Form von Interviews zu den Projekten der Region, kurzen Talks zu Fachthemen und auch der Vorstellung einzelner Personen und Akteure der regionalen Wasserstofflandschaft. 

Für diese Ausgabe haben wir mit Margarete und Christoph Piper über das CEC Haren-Projekt gesprochen und sie nach den nächsten Schritten gefragt. 

Vielen Dank dass Sie uns für ein Interview zur Verfügung stehen und herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle noch einmal zu der Förderzusage für die Wasserstoffprojekte der CEC Haren – an deren Umsetzung Sie beide ja einen sehr großen Anteil haben. Wie war es, nach so vielen Jahren Arbeit den Förderbescheid durch Minister Lies überreicht zu bekommen?

Zunächst vielen Dank für die Glückwünsche! Wir freuen uns sehr über das entgegengebrachte Vertrauen und die Wertschätzung des Gesamtvorhabens. Allerdings muss es jetzt weitergehen und das nehmen wir schon sehr ernst, weil es unserer Meinung nach genau diese praktischen Ansätze und Demonstrationsvorhaben braucht, um die Energiewende für die breite Gesellschaft wahrnehmbar und gleichzeitig gut annehmbar zu machen – in dieser Reihenfolge!

Margarete und Christoph Pieper mit Minister Olaf Lies bei der Übergabe des Förderbescheides
Als klassischer Projektierer für Windparks ist die Herstellung einer chemischen Grundsubstanz kein alltägliches Brot. Wie sind Sie darauf gekommen, am Standort in Wesuwe Wasserstoff produzieren zu wollen und was haben Sie damit vor?

Also gerade als „klassischer Projektierer“ Erneuerbarer Energien muss man frühzeitig den Blick in die Zukunft wagen und alle Optionen prüfen, um einem Planungsstandort zu 100% Prozent gerecht zu werden und den Mehrwert lokal und regional nutzbar zu machen. Mit der Stadt Haren haben wir einen Partner, der diese Herausforderungen auch verlangt und Sektorenkopplung angedacht hat, bevor es zum Schlüsselwort der Energiewende geworden ist. Über das Forschungs- und Entwicklungsprojekt „cec - clean energy conversion“ wollen wir somit zeigen, dass durch den Einsatz von 16 Windkraftanlagen in Kombination mit Batteriespeicher, Elektrolyseur und einem übergeordneten Energiemanagementsystem Windenergie zu Spitzenzeiten gespeichert und in grünen Wasserstoff umgewandelt werden kann. Der Selbstversorgungsgrad der Stadt Haren wird so deutlich optimiert und gleichzeitig bewiesen, dass die Belastung der Transportnetze durch intelligenten Einsatz von Technik reduziert werden kann. Mit unserem Verbundvorhaben H2Agrar betreten wir nun die Anwendungsebene im Landwirtschaftssektor zusammen mit u.a. unserem Demonstrator Fendt.

Insbesondere H2Agrar ist ein deutschlandweit einzigartiges Vorzeigeprojekt für eine nachhaltige Landwirtschaft. Was macht das Verbundprojekt so besonders?

Das Projekt H2Agrar untersucht und erprobt pilothaft, wie in Niedersachsen eine dezentrale Wasserstoffwirtschaft für den Agrarbereich entwickelt und praktisch umgesetzt werden kann. Das Kernziel ist die Umstellung der Landwirtschaft von einer auf fossilen Energieträgern basierenden hin zu einer auf Wasserstoff basierenden emissionsärmeren Bewirtschaftung. Das Besondere an dem Projekt ist, dass die gesamte Wertschöpfungskette einer dezentralen Erzeugung, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff und Entwicklungsperspektiven einer wasserstoffbetriebenen Mobilität in der Landwirtschaft berücksichtigt wird. Dabei beachtet das Projekt beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in diesem Sektor die Integration in das Gesamtenergiesystem. Dieser Gesamtkontext ist wesentlich im Hinblick auf die Entwicklung einer wirtschaftlichen Perspektive für die Wasserstoffproduktion und -nutzung im Landwirtschaftssektor und darüber hinaus. Ganz besonders ist aber die von Anfang an gute Chemie zwischen den Projektpartnern, die entscheidend ist bei der Umsetzung eines so zukunftsweisenden Vorhabens. Also beste Grüße an alle an dieser Stelle!

Warum glauben Sie, dass dezentrale Projekte wie CEC Haren mit einer regionalen Wertschöpfungskette wichtig für die Energiewende in Deutschland sind?

Wie eingangs schon gesagt wird die Energiewende zwar schon gefühlt ewig diskutiert, aber nur schleppend umgesetzt. Unser Eindruck ist, dass in der breiten Gesellschaft noch abgewartet wird, dass die Politik ihr verbindliches und konsequentes „Go“ gibt, die Energiewende ambitioniert anzugehen. Und dann in einem zweiten Schritt vielleicht individuell entschieden wird, ob und wie man dabei ist. Wir erleben aber, dass die Wirtschaft und Industrie da doch schon viel weiter ist und merken, dass auf Zukunftstechnologien im Zusammenspiel mit Erneuerbaren Energien umgestellt werden muss und die Transformationsprozesse auf Hochtouren laufen. Das wird aber eben gesellschaftlich nicht so wahrgenommen, sodass kleine Projekte wie unseres wegweisend für die Kommunikation der Energiewende sind. Projekte zum Anfassen und Identifizieren sind wichtig, um neue Chancen und Arbeitsmärkte für jeden begreifbar zu machen. Und gerade die Landwirtschaft ist im ländlichen Raum nach wie vor ein Jobmotor.

Was sind die nächsten Schritte – für Wasserstoffprojekte rund um CEC Haren aber auch für Sie ganz persönlich?

Wir konzentrieren uns derzeit voll und ganz auf die Umsetzung unseres Gesamtvorhabens rund um H2Agrar und unseres „Grünen Tankstellenparks Emsland“. Gleichzeitig sind wir offen für neue Ansätze und Partner, die es erfreulicherweise auch schon gibt. Projektierung ist und bleibt sowohl spannend als auch innovativ!

Sie haben Fragen, Anregungen oder Vorschläge? Schreiben Sie uns!

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Die regionale Wertschöpfungskette
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