H2-Region Emsland Exklusiv (Nr. 3)

Interview mit Katja Baumann, Geschäftsführerin der MARIKO GmbH

Unter dieser Rubrik erwarten Sie exklusive Einblicke hinter die Kulissen der H2-Region Emsland in Form von Interviews zu den Projekten der Region, kurzen Talks zu Fachthemen und auch der Vorstellung einzelner Personen und Akteure der regionalen Wasserstofflandschaft. 

Für unseren dritten Beitrag steht uns Katja Baumann von der MARIKO GmbH Rede und Antwort. Seit einigen Monaten planen wir gemeinsam die Hydrogen Cross Border Conference – nur über Video-Konferenzen. Umso spannender war es für uns, dieses persönliche Interview mit Katja zu führen. 

Katja Baumann, Geschäftsführerin der MARIKO GmbH
Als Geschäftsführerin der Mariko GmbH beschäftigst du dich nun bereits seit vielen Jahren mit den Themen der maritimen Wirtschaft. In den letzten Jahren ist dabei auch das Thema Wasserstoff immer mehr in den Vordergrund gerückt. Wie beurteilst du diese Entwicklung? Und welche Rolle kann Wasserstoff in diesem Bereich zukünftig spielen?

Aus meiner Sicht ist Wasserstoff ein bedeutsamer Baustein der Energiewende. Auch die Schifffahrt ist gehalten, einen Beitrag zu diesem Thema zu leisten und hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Die IMO (International Maritime Organization) hat sich im vergangenen Jahr darauf verständigt, einen Emissionsminderungspfad bis zum Jahr 2050 festzulegen. Dieser sieht im Verhältnis zu 2008 u.a. eine CO2-Reduktion von mindestens 50 Prozent vor. Auf diesem Pfad werden Wasserstoff bzw. wasserstoffbasierte Kraftstoffe (wie z.B. Methanol) eine bedeutende Rolle spielen. Kurz- und mittelfristig wird Wasserstoff dabei vorrangig in Häfen, in der küstennahen Fahrt und auf kleineren Wasserfahrzeugen eine Rolle spielen. Für die große Fahrt (z.B. Containerschifffahrt) sind zunächst andere Kraftstoffoptionen wirtschaftlich und technologisch attraktiver (z.B. die Nutzung von LNG-Liquefied Natural Gas).

Du hast als Umweltwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt auf die Entwicklungsplanung für ländliche Räume einen besonderen professionellen Bezug zum Thema Ausbau der erneuerbaren Energien. Was bedeutet dir dieser Bereich deiner beruflichen Tätigkeit - auch auf persönlicher Ebene?

Als ich 2012 meine Tätigkeit bei MARIKO aufgenommen habe, hielt ich mit meinem beruflichen Hintergrund erstmal „hinter dem Berg“, um zu vermeiden, dass insbesondere die Reedereien mich als dogmatischen Umweltaktivisten wahrnehmen, der ihre Schiffe lahmlegen will. Stattdessen habe ich mit viel Enthusiasmus unser erstes großes GreenShipping-Projekt geleitet – das dt-nl. Kooperationsprojekt MariTIM – in dem wir wegweisende Innovationen im Bereich Windantriebsantrieb und LNG implementiert haben. Seit der Zeit hat sich viel getan: GreenShipping und GreenPorts-Projekte werden weltweit ambitioniert verfolgt und wir freuen uns dazu quasi täglich einen Beitrag zu leisten, in dem wir uns mit großem Engagement dafür einsetzen, die Schifffahrt zukunftsfähig zu machen und versuchen, größtmögliche Synergien zwischen Ökonomie und Ökologie durch den Einsatz innovativer Technologien zu generieren.

Wir arbeiten schon seit einigen Monaten gemeinsam am der Planung und Umsetzung der Hydrogen Cross Border Conference am 5. Februar 2021. Der Fokus dieser Konferenz liegt auf der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff. Über welche Erfahrungen verfügt ihr bereits in diesem Bereich?

Seit 2011 arbeiten wir im MARIKO in dt.-nl. Kooperationsprojekten. Das Förderprogramm INTERREG bietet dafür hervorragende Möglichkeiten und aus unserer Sicht hat diese Kooperation einen erheblichen Mehrwert gegenüber rein nationalen Projekten. Nicht, weil wir uns so ähnlich sind, sondern gerade weil es viele Unterschiede gibt in der Arbeitsweise, Mentalität und auch in politischen/strukturellen Rahmenbedingungen. Dadurch können wir uns wunderbar ergänzen und voneinander lernen. So auch im Hinblick auf das Thema Wasserstoff. Beiderseits der Grenze gibt es ähnliche Herausforderungen bei der Gestaltung der Energiewende, die jedoch nicht identisch aufgegriffen werden. Dies zeigt sich beispielsweise in der Frage, ob die Nutzung von blauem Wasserstoff eigentlich „salonfähig“ ist. „Der Niederländer“ würde wahrscheinlich sagen „Ja klar“ – während wir uns politisch mehr oder weniger dem grünen Wasserstoff verschrieben haben. Die Begründung dafür wollen wir gerne bei unserem Wasserstoff-Tag thematisieren.

Das H2Watt Projekt gilt als Vorzeige-Beispiel für grenzüberschreitende Wasserstoffprojekte. Worum geht es konkret bei diesem Projekt das auf den deutschen und niederländischen Nordseeinseln umgesetzt wird?

Zielsetzung des Projekts H2Watt ist, die Wirtschaft beiderseits der Grenze sektorenübergreifend für die neuen Anforderungen und Potenziale, die sich durch die Einführung der Schlüsseltechnologie Wasserstoff ergeben, vorzubereiten. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Innovationsprojekte bearbeitet und umgesetzt (z.B. Borkumer Kleinbahn, H2-Wassertaxi etc).

Welche Erfahrungswerte konntet ihr bisher sammeln, die du gerne an weitere Akteure weitergeben möchtest, die sich mit der Planung grenzübergreifender Projekte beschäftigen oder darüber nachdenken, solche Projekte zu initiieren?

Meine Erfahrungen sind absolut positiv, auch wenn man sich der Mentalitätsunterschiede durchaus bewusst sein sollte. Auch nach fast 10 Jahren deutsch-niederländischer Kooperationen sind meine Emails bei den niederländischen Projektpartnern offenbar gefürchtet, da ggf. sehr klar, ohne Umschweife und ohne ausufernde Freundlichkeitsfloskeln. Hingegen habe ich manchmal zu knabbern an der „Dramatik/Emotionalität“ mit der – zumindest in meiner Wahrnehmung – oft auf niederländischer Seite kommuniziert wird (Das spiegelt sich übrigens auch in unserem Konferenz-Teaser-Video wieder, das von einer niederländischen Agentur produziert wurde ;-). Meine Empfehlung wäre: Sprechen Sie uns an – wir unterstützen gerne. Bei nicht maritimen Themen gibt es andere regionale Stakeholder, die sicher gerne weiterhelfen. Eine große Stütze ist zudem das Programmmanagement INTERREG bei der EDR (https://edr.eu).

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