Die niedersächsische Küstenregion vom Emsland an der niederländischen Grenze über die Nordseeküste bis zur Elbmündung bei Stade und Cuxhaven hat einen bedeutenden Schritt in Richtung klimaneutrale Industriepolitik unternommen: In der Landesvertretung des Landes Niedersachsen in Brüssel hat die Ministerin für Europa und Regionale Landesentwicklung, Melanie Walter, den offiziellen Antrag auf Anerkennung als „Net-Zero Valley“ entgegengenommen. Der Antrag zielt darauf ab, die Region als Modellstandort für die klimaneutrale industrielle Transformation in Europa zu etablieren.
Der Antrag wurde von Nikolaus Jansen, dem Landesbeauftragten für Regionale Landesentwicklung Weser-Ems, im Namen der regionalen Akteurinnen und Akteure überreicht. Der Antrag „NetZero Nordwest Deutschland“ baut auf dem europäischen „Net Zero Industry Act“ (NZIA) auf. Die niedersächsische Küstenregion soll zu einem bevorzugten Standort für die Entwicklung, Produktion und Anwendung von Netto-Null-Technologien entwickelt werden. Ein breites Bündnis aus Landkreisen, Städten, Kammern und Landesbehörden hat sich zusammengeschlossen, um diesen ambitionierten Ansatz tatkräftig zu verfolgen.
„Wo andere noch planen, machen wir den ersten Schritt in Richtung Umsetzung. Es ist folgerichtig, diese Region zu einem europäischen Modellraum für industrielle Transformation zu machen. Der heute übergebene Antrag ist ein Beitrag dazu, das europäische Versprechen auf Zusammenhalt, Fortschritt und Wohlstand einzulösen.“
Melanie Walter, Ministerin für Europa und Regionale Landesentwicklung
Der Antrag wird nun einem formellen Prüfprozess unterzogen, der zur Anerkennung durch die Landesregierung führen kann. Der Status als „Net-Zero Valley“ würde der Region Zugang zu beschleunigten Genehmigungsverfahren, potenziellen EU-Fördermitteln und ein kreisübergreifendes Standortmarketing ermöglichen.
In Bezug auf die Umsetzung konkreter Klimaziele zählt die Region bereits jetzt zu den aktivsten in Europa. Mit über 90 identifizierten Potenzialflächen auf rund 6.400 Hektar und insgesamt 155 Netto-Null-Projekten umfasst der Antrag ein Investitionsvolumen von rund 35 Milliarden Euro. Die strategische Zielsetzung ist klar: Aufbau industrieller Cluster in sechs
prioritären Technologiefeldern – darunter Wasserstoff, Windkraft, Solar, Batterien und Stromnetze – sowie die gezielte Schließung regionaler Wertschöpfungsketten. Die Region profitiert von ihrer Nähe zu grünem Strom, starken Häfen und industrieller Basis sowie einer leistungsfähigen Wissens- und Bildungslandschaft: Über 40 Forschungs- und
Ausbildungseinrichtungen mit Bezug zu Netto-Null-Technologien stärken die Innovation und Fachkräfteentwicklung.
„Dieser Antrag zeigt, dass die Region gemeinsam an einem Strang zieht. Was hier vorgelegt wird, ist nicht nur eine Strategie, sondern eine umsetzungsreife Roadmap – getragen von einer funktionierenden Struktur, von konkreten Projekten und einem klaren Zukunftsbild.“
Nikolaus Jansen, Landesbeauftragter regionale Landesentwicklung Weser-Ems
Die Erstellung des Antrags wurde vom Amt für regionale Landesentwicklung Weser-Ems koordiniert und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerinnen und Partnern erstellt. Dazu gehören Vertreterinnen und Vertreter des Amts für regionale Landesentwicklung Lüneburg, der Landkreise Emsland, Leer, Aurich, Wittmund, Friesland, Wesermarsch, Cuxhaven und Stade sowie der Städte Emden, Wilhelmshaven, Oldenburg, Cuxhaven und Stade. Auch die regionalen Industrie- und Handelskammern und viele weitere Partnerinnen und Partner waren beteiligt. Der Antrag basiert auf einem Maßnahmenplan, der 31 konkrete Einzelmaßnahmen in neun Bereichen umfasst. Diese reichen von der Flächenentwicklung über die Fachkräftesicherung bis zur Innovationsförderung. Der Plan verbindet überregionale Ziele mit einer starken regionalen Ausrichtung.