BNetzA genehmigt Kernetzantrag
150 Kilometer führen durch das Emsland, Abschnitt Hyperlink 5 aus Planungen gestrichen
Lingen, 05.11.2024.
Die Bundesnetzagentur hat den von den Fernleitungsnetzbetreibern eingereichten Kernnetzantrag genehmigt. Mit rund 9000 km „Wasserstoff-Autobahn“ sollen bis 2032 die zentralen Wasserstoff-Standorte in ganz Deutschland miteinander verbunden werden – 1800 km Strecke liegen allein in Niedersachsen, 150 km davon im Emsland. Die ersten 15 km emsländisches Leitungsnetz werden im Rahmen des GET H2-Projekts bereits 2025 in Betrieb gehen. Mit dem Kernnetz entsteht das Rückgrat der deutschen, aber auch der EU-weiten Wasserstoffwirtschaft. Der Aufbau des Netzes gilt als entscheidender Schritt für die Transformation der Industrie.
Wermutstropfen für die Region: Hyperlink 5 aus der Planung gestrichen
Bei aller Freude über die Planungssicherheit, die die Genehmigung mit sich bringt, gibt es mit der Veröffentlichung der Netzkarte auch einen Wermutstropfen. Der Abschnitt Hyperlink 5, der das Emsland im Osten versorgen sollte, gehört zu den insgesamt 600 km Wasserstoffleitungen, die von der Bundesnetzagentur aus dem Entwurf gestrichen wurden. Die Bundesnetzagentur begründet die Kürzung mit Redundanzen und Anbindungsleitungen, die für den Aufbau des Kernnetzes nicht benötigt würden. Für die Projektplaner rund um die Leitung Hyperlink 5 bedeutet dies, dass größere Projekte zur Erzeugung aber auch zur Nutzung von Wasserstoff vorerst nicht wie geplant realisiert werden können.
„Wir im Emsland freuen uns sehr über die Genehmigung des Kernnetzes. Jetzt können wir mit unseren Projekten die nächsten Schritte planen“, sagt Dr. Tim Husmann, Netzwerkmanager der H2-Region Emsland: „Für unsere Unternehmen im östlichen Teil des Emslandes hoffen wir, dass Hyperlink 5 in der zukünftigen Netzentwicklungsplanung berücksichtigt und somit auch zeitnah umgesetzt wird“.
Verteilnetze und T-Stücke: Anschlussstellen für den Mittelstand
Um den Mittelstand in der Region tatsächlich mit Wasserstoff zu versorgen, ist neben dem weiteren Ausbau der zentralen Wasserstoff-Trassen auch die Anbindung über gut ausgebaute Verteilnetze notwendig. Der Anschluss an diese Netze, die Schaffung entsprechender Regularien und insbesondere die Finanzierung sind zentrale (politische) Themen für die nächste Zeit, sagt Martina Kruse von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Emsland.
„Derzeit gibt es noch keine abschließende Gesetzgebung, die den Übergang von der Fern- auf die Verteilnetzebene und den Aufbau der anschließenden Verteilnetze – analog zu den heutigen Strukturen im Erdgasnetz – regelt. Zudem ist unklar, wer die Kosten tragen soll. Sind es die Verteilnetzbetreiber? Oder müssen die Unternehmen ihre Anschlüsse selbst finanzieren? Und was passiert, wenn später weitere Unternehmen angeschlossen werden sollen? Auf diese Fragen müssen nun auf politischer Ebene gute Antworten gefunden werden“.
Martina Kruse, Wirtschaftsförderin des Landkreises Emsland
Trotz der unklaren Situation drängt die Zeit: Pipelines, die demnächst umgewidmet oder neu gebaut werden, müssen schon heute mit Anschlüssen für potenzielle Abnehmer oder Einspeiser von Wasserstoff geplant werden, denn sobald die Pipelines in Betrieb gehen, könnte ein Anschluss nicht oder nur mit hohem Mehraufwand realisiert werden.
Landkreis und H2-Region Emsland entwickeln mit Unternehmen Wasserstoff-Roadmap für Netzanschlüsse
Um die Planungen für die Region zu bündeln und die Unternehmen mit ihren konkreten Bedarfen zu berücksichtigen, entwickelt der Landkreis gemeinsam mit der H2-Region Emsland und den Kommunen eine Roadmap für die Realisierung von Anschlusstücken (den sogenannten T-Stücken).
Die konkreten Abstimmungen mit den Fern- und Verteilnetzbetreibern müssen zeitnah erfolgen, um die First Mover nicht zusätzlich auszubremsen. Bis zum ersten Quartal 2025 wollen wir die Planungen für die Anschlusspunkte abgeschlossen haben. Wir sind gerade mitten in den Überlegungen, wo diese entlang der Pipelines platziert werden müssen, um den größtmöglichen Nutzen für Kommunen und Unternehmen zu erzielen.“
Dr. Tim Husmann, Geschäftsstellenleiter H2-Region Emsland
Der erste Schritt sieht dabei die Erfassung und Abschätzung zukünftiger Wasserstoffbedarfe vor. Dies erfolgt über eine Befragung der emsländischen Unternehmen, die bestimmte Erdgasanwendungen nutzen oder anderweitig zukünftig als Wasserstoffverbraucher oder -erzeuger in Frage kommen. Parallel dazu wird das Thema im Rahmen von Netzwerkveranstaltungen, Unternehmerfrühstücken in den Kommunen oder Einzelgesprächen kommuniziert. In einem zweiten Schritt wird die potenzielle Nachfrage gebündelt, d.h. anhand der geplanten Netztopologie und in Abstimmung mit den zuständigen Verteilnetzbetreibern Cluster gebildet und mögliche Synergien über das Emsland hinaus berücksichtigt. Der dritte Schritt umfasst die detaillierte Planung von Netzanschlusspunkten inklusive Klärung von Risiko- und Finanzierungsfragen in enger Absprache mit den Fern- und Verteilnetzbetreibern sowie den Kommunen vor Ort.
Bildquelle: Bundesnetzagentur